The American Ultimate Disc League – Erste Spielrunde

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Hallo Ultimate-Österreich!

Ich wurde gebeten, einen kleinen Bericht zu schreiben über die erste Runde der AUDL in USA. Die meisten wissen schon von der Liga – für die, die nochmal nachlesen wollen – hier der Link zu meinem Bericht im Herbst:

https://autimate.disc-wien.org/?p=83

 

Alle vier Erstrundenspiele fanden am SA, dem 14. April, statt:

Connecticut Constitution zu Gast bei Rhode Island Rampage

Indianapolis AlleyCats zu Gast bei den Columbus Cranes

Detroit Mechanix zu Gast bei Bluegrass Revolution

Buffalo Hunters zu Gast bei den Philadelphia Spinners

 

Drei Spiele enden nach der normalen Spielzeit von 4×12 Minuten netto. Die Alleycats und die Cranes müssen in die Nachspielzeit. Nach dieser steht es wieder unentschieden und so geht es in die zweite Overtime mit „Sudden Death“. Nach einigen Turns in dem heiß umkämpfen Punkt können die Cranes den Punkt für sich entscheiden und so endet das Spiel 22:21 für die Mannschaft aus Columbus.

In der ersten Spielrunde waren zwischen 400 bei strömendem Regen in Columbus und fast 2000 Zuseher im Stadion von Philadelphia auf den Rängen und unterstützen ihre Heimteams oder kamen, um ihre Idole zu sehen.

 

Die meisten wissen, dass ich für die Indianapolis Alleycats spiele und manche haben das Spiel sogar gesehen. Für die,

die mehr wissen wollen – hier ein paar Worte von mir zu dem Spiel und der Liga aus der Sicht eines Spielers.

Die AUDL selbst ist noch ziemlich in den Kinderschuhen – was zu erwarten war. Viele Sachen, die noch nicht rund laufen in der Organisation. Nicht so, wie man es sich erwarten möchte bei einer Sportveranstaltung in einem Stadion mit mehreren hundert Zusehern. Man wusste nicht genau, wann es losging, wie lange das Einlaufen dauerte, wann die Hymne kommen würde oder wann das Spiel selbst dann doch angepfiffen werden sollte. Die Dauer der Halbzeit war nicht ganz klar und ab wann die  gemessen werden sollte. Und als man sich dann endlich einig war, vergaß man, den Coaches und den Spielern Bescheid zu sagen, sodass wir 90 Sekunden vor Start des dritten Viertels aufs Feld zurückkamen und genau keine Zeit zum Aufwärmen hatten. Nichtsdestotrotz gab man sich große Mühe, eine unterhaltende Abendveranstaltung aufzuziehen und den gekommenen Fans scheint es gefallen zu haben. Mehr als 400 Leute standen bei strömendem Regen und starkem Wind auf den Tribünen und harrten aus.

 

Zum Spielen selbst waren die Bedingungen natürlich mehr als unwirtlich. Das erste Mal gemeinsam spielen, zum ersten Mal vor Zusehern spielen und dann auch noch bei solchen Bedingungen versprach natürlich kein schönes Ultimate. Das erste Viertel war trotz dutzender Turns geprägt von 100% Downwind-Punkten. Im zweiten Viertel stellten die Cranes ihre D etwas um, nutzten oft die neue Regel des Doubleteamings gegen Brodie Smith und unsere Offense nutzte die frei stehenden Leute gar nicht! Noch dazu schafften es die Cranes ein paar Mal etwas ruhiger zu bleiben, machten so zwei Upwind-Punkte und gingen mit einer 10:6 Führung in die Halbzeit.

Nach der Halbzeit waren die Wetterbedingungen ein wenig besser. Es regnete zeitweise gar nicht mehr oder nur wenig und der Wind war zwar noch vorhanden, aber nicht mehr so böig. Beide Teams schafften Upwind-Punkte, aber es gab noch immer unzählige unerzwungene Turns auf beiden Seiten – kein sehenswertes Spiel in dieser Hinsicht! Vor allem im dritten Viertel gelang es uns, besser ins Spiel zu kommen und wir holten Punkt um Punkt auf. 11 Sekunden vor Schluss gelang es den Cranes, noch einmal einen Punkt zu machen und so blieb uns Downwind nur noch ein Spielzug, um dieses Spiel in die Verlängerung zu retten. Der Pull blieb etwas über der Hälfte liegen und alle bereiteten sich auf die letzten Sekunden vor. Allen war klar, dass binnen weniger Pässe der lange Pass in die Endzone kommen würde. Swing – Huck und der erste Hail Mary der AUDL wurde geworfen. Und prompt kam Brodie mit der Scheibe runter. Auf Video ein etwas umstrittener Catch wurde er auf dem Feld aber sofort als gültig gewertet und das Spiel ging in eine Verlängerung von 5 Minuten netto. Die AlleyCats konnten nach einigen Schlagabtäuschen dann erstmals die Führung erlangen und 30 Sekunden vor dem Schlusspfiff sogar die Scheibe ergattern. Leider fehlte nach mittlerweile fast 3 Stunden Spielzeit der letzte Überblick und statt die Zeit auszuspielen wurde die Scheibe bei einem Huck mit weniger als 30 Sekunden Restzeit verloren. Voraussichtlich letzte Möglichkeit, um Upwind doch noch den Ausgleich zu erzielen. Der erstmalig verwendete 4 Man-Cup versagt, mit 8 Sekunden auf der Uhr sind die Cranes in Reichtweite der Endzone und der Upwind Huck geht in die Endzone. Die AlleyCats fangen die Scheibe ab und mit 5 Sekunden auf der Uhr ist das Spiel quasi gewonnen. Doch panisch versucht ein Spieler die Scheibe loszuwerden und wirft sie einem unvorbereitetem Brodie in die Hände. Es springt ein Crane dazwischen, fängt die Scheibe und wirft sie postwendend in die Endzone der Cats. Dort gelingt es einem Verteidiger, noch ein paar Finger an die Scheibe zu bekommen, aber der Pass findet einen Abnehmer und mit dem Summerton gleichen die Cranes auf 21:21. so retten sie sich in die zweite Verlängerung, welche „Sudden Death“ oder „Universe Point“ bedeutet.

Die AlleyCats verlieren zum dritten Mal den „Coin-toss“, die Cranes entscheiden sich selbstbewusst für die Offense gegen den Wind. Einige Turns später und nahezu hundertprozentigen Chancen für die AlleyCats, die nur noch wenige Inches von der gegnerischen Endzone und damit vom Sieg entfernt sind, schaffen es die Cranes mit einem Upwind Huck, der sich zu einem aufrückenden Händler verirrt, in die Endzone zu gelangen und so das Spiel mit 21:22 zu gewinnen.

 

Den Zusehern auf den Tribünen und vor den Bildschirmen hätte man wohl kaum ein spannenderes Spiel bieten können, auch wenn die Qualität auf beiden Seiten zu wünschen übriggelassen hat. Es verspricht auf jeden Fall doch eine ganz spannende Saison zu werden, nachdem einige Teams aus einem bunten Mix aus guten Spielern und manche Teams aus bereits bestehenden Clubteams geformt wurden. Es bleibt also abzuwarten, wer im Laufe der Saison die Oberhand gewinnen kann.

Wer ein Spiel der ersten Woche noch sehen will, kann das noch tun. Alle Spiele sind für 7,95 Dollar zu haben. Es gibt auch diese Woche zwei Spiele live zu sehen:

Saturday April 21, 7:30 PM Indianapolis Bluegrass Revolution @ Indianapolis AlleyCats

Sunday April 22nd, 4:00 PM Detroit Rhode Island Rampage @ Detroit Mechanix

 

Als Spieler selbst bemerkt man als erstes natürlich am meisten den Unterschied, dass es Schiedsrichter gibt und man keine Macht mehr über den Spielfluss hat. Man kann nicht langsamer agieren, weil der Gegner zonig spielt, oder schneller, weil man die schnelleren Leute am Feld hat. Die Scheibe liegt am Boden – man hat 10 Sekunden – sonst beginnt der Stall ohne einen. Man wird gefoult, niemand pfeift – das heißt weiterspielen, sonst ist man bei Stall 7 angelangt. Es gibt eine Spielunterbrechung, sowie die 5 oder 10 Yards abgeschritten sind, geht’s schon weiter. Nix mehr mit „O ready – D ready“ – einchecken. Jeder auf dem Feld darf sich währenddessen auch bewegen und so läuft das Spiel quasi weiter. Weiters liegen zwischen den Punkten maximal 40 Sekunden. Also keine Zeit, um darüber zu reden, wer wen aufnimmt oder ob man die Offense irgendwie abändern sollte. Aufstellen, Spielzug oder D-Strategie ansagen und schon muss man laufen. Dieser Stress hatte wohl sogar noch einen größeren Einfluss auf das Spiel, als dass man nichts mehr selber callen konnte, was man als Zuseher natürlich am deutlichsten sah. Keine Diskussionen, keine Stehzeiten, keine Langeweile, sondern 3 Stunden durchgehend Ultimate! Der ganze Sport ist somit wesentlich taktischer geworden.

Das eindeutig größere Spielfeld ist bei diesen schwierigen Wetterbedingungen nur bedingt aufgefallen, nachdem man die Scheibe sowieso nicht 40m Swingen konnte. Bei schönem Wetter wird das natürlich auch nochmal ein Riesenfaktor. Ich hoffe, ihr sind ein wenig neugierig geworden und schaut in den nächsten Wochen mal zu!

 

Alle Infos dazu auf meiner Spielerseite:

www.facebook.com/pages/Marc-Schlumpf-Huber-30/236897793069294?ref=tn_tnmn

 

auf der offiziellen Seite der AUDL:

www.theaudl.com

 

auf der Seite der AlleyCats:

www.myalleycats.com

 

Greets aus Indianapolis vom fliegenden Reporter, Schlumpf

 

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