Ultimate und Udons Österreichisches Nationalteam bei den Worlds in Japan

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Diesen Sommer fanden in Osaka in Japan die Weltmeisterschaften statt, Teams aus rund 20 Nationen wurden erwartet und auch wir Österreicher konnten dank BSO-Förderungen ein (Open) Team stellen.

 

Die Vorbereitungen liefen gut, durch das Engagement von einigen Enthusiasten (Michi Zellinger, Schlumpf Huber, Dave Huter u.a.) war heuer eine gute Vorbereitung inkl. Tryouts, Turnieren u. Trainingslagern möglich, in dieser Form ein Novum im Österreichischen Ultimate.

Ein erfolgreiches Team braucht gute Führung und darum wurde mit Robert Pesch von den deutschen Rekordmeistern Feldrennern ein erfahrener Mann als Nationaltrainer engagiert.

Für die meisten war es die erste Reise nach Japan und die Aufregung wurde im Flieger mit etwas Gin und Whiskey weggespült. 9000km später landen wir am Kansai Airport, in der Bucht von Osaka.

Die Spiele beginnen und die Stimmung im Team ist gut, viele Spieler kennen sich seit Jahren und man ist glücklich in Japan zu sein.

Severin Grußmann sorgt mit seinem Fachwissen über die japanische Kultur und diverse Fitnessriegel immer wieder für Erheiterung und alle freuen sich darauf endlich zu spielen!

 

Im Pool mit uns sind Japan, Großbritannien, Neuseeland und Hong Kong, alles Gegner wo man sich Chancen ausrechnen darf. Mindestziel war der 3. Platz, um in den Powerpools mit den großen Nationen spielen zu können.

Wir beginnen das Turnier gegen Japan, die Stimmung ist toll, weil zahlreiche japanische Fans zuschauen. Es ist ein Erlebnis gegen die flinken Japaner zu spielen, die man sonst nur von Youtube Clips kennt. Wir vergeben einige Offenses mehr als die Japaner, die bei böigem Wind bei weitem nicht tadellos spielen. Das gefühlt knappe Match endet 17-9 für Nippon und die japanischen Fans sind begeistert.

Gegen Hong Kong fahren wir einen lockeren 17-5 Sieg ein, das ist gut für’s Selbstvertrauen.

 

Als nächstes steht GB auf dem Programm, unsere Devise ist stark beginnen und das Match nicht außer Reichweite kommen zu lassen. Wir beginnen stark, es steht 4:4 und der eine oder andere jüngere Brite erinnert sich wohl an Southampton 2007. Es geht Wind und da zeigt sich dann wer seine Hausaufgaben gemacht hat: GB zieht weg und wir finden immer neue, kreative Arten die Scheibe zu verlieren, Drops, Verwürfe, Missverständnisse, nichts wird ausgelassen.

Was sich hier zeigt sollte symptomatisch für das weitere Turnier sein: Teams wie GB, GER und auch Neuseeland haben die Basics gut drauf, Wurf- und Fangtechnik, Cutten und mentale Disziplin. Wir haben viel Talent auf dem Roster aber bei den Basics happerts gewaltig, jeder hat sich seine eigene, manchmal schlampige Wurf- und Fangtechnik angewöhnt und der Wind entblößt diese Schwäche gnadenlos. Auf diesem Level ist es einfach nötig, dass manche Spieler fehlerfrei Spielen, 1 Turn pro Spieler ist meist zuviel, mehrere sowieso. Wir müssen schmerzhaft lernen, dass man so gegen die großen Nationen kein Spiel gewinnen wird.

 

Es zeigt sich auch, dass wir mit dem neuen 4-3 System nicht zurechtkommen, das zu Turnierbeginn vom Coach als Taktik ausgegeben wurde. Die wurfstarken Handler verblassen im Aufbau, wo sie fast nur mehr dumpen und swingen und von den Mitte Spielern wird verlangt viel Verantwortung zu übernehmen und die Scheibe schnell in die Endzone zu bringen. Sondertrainings werden eingelegt und Besprechungen, man will die Taktik unbedingt umsetzen und das Ruder noch herumreißen.

Das Spiel gegen Neuseeland sollte uns zeigen, dass wir nicht geschafft hatten, was wir uns vorgenommen haben: Wir verlieren gegen die disziplinierten Kiwis mit 16:10 und sind nun Pool 4ter und somit unten.

 

Der Lichtblick durch alle Spiele ist die sehr starke Defense: Unsere athletischen und oft großgewachsenen Spieler bereiten so gut wie jedem Gegner Probleme und wir holen viele Turnovers. Das Problem ist eindeutig die Offense, wo wir gegen GB ca. 20-25 Turnovers schaffen (wir haben begonnen mitzuzählen), ganz einfach zuviel, wenn man ein Spiel gewinnen will.

So geht man etwas frustriert aus Spielen, wo eine tolle Defense-Leistung durch eine stumpfe und schlampige Offense entwertet wird.

 

Wir gewinnen dann 3 Spiele recht einfach gegen Singapur, die Philippinen und Italien (wo Davide bei einem Groundcheck die Scheibe verliert und ausnahmsweise keinen seiner Teammitglieder dafür verantwortlich macht).

Dann die Revanche gegen Neuseeland: Um es kurz zu machen, die selben Fehler führen zu Turns und wir verlieren wieder, dieses Mal 17:12.

 

Als letztes steht Frankreich auf dem Programm, es geht um den 11. Platz. Wir führen in diesem Spiel und geben es aber noch aus der Hand. Bei diesem letzten Spiel sind Missstimmung und Demotivation im Team zu spüren. Für viele waren die Tage zuvor einfach zu frustrierend, man wollte und konnte doch nicht.

Das Spiel endet 16:13 und wir gehen mit hängenden Köpfen vom Platz.

 

Was kann man positives von dieser WM mitnehmen?
Die Japaner sind ein interessantes Volk, das Land auf jeden Fall eine Reise wert. Der eine oder andere hatte noch die Gelegenheit nach dem Turnier ein paar Tage dranzuhängen. Wir besuchten noch ein paar Sehenswürdigkeiten und genossen das Japanische Essen. An die Udons, dicke, sehr leckere japanische Nudeln in Suppe denke ich jetzt noch öfter.

 

Das Team hat meiner Meinung nach lange die gute Stimmung gehalten, trotz „underperforming“ und erst gegen Ende kippte die Stimmung. Es ist mir persönlich ein Rätsel, wie sich ein so talentiertes Team trotz guter Vorbereitung so unter seinem Wert schlagen konnte und darum ist auch dieser Bericht nicht sonderlich positiv ausgefallen, es war schlicht und einfach ernüchternd.

 

Die teaminterne, zuvor rege Kommunikation ist nach der WM abgestorben und die Zukunft des Projekts AUTO also Austrian Ultimate Team Open scheint ungewiss.

Mehr Infos zum Japanaufenthalt gibts noch bei Matsls Blog und bei Mos Youtubeberichten.

 

Tobias Obermayr

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